Freitag, 30. März 2012

viel neues


Ständig sind mir Dinge passiert, die ich hier gerne aufschreiben wollte - mal bin ich nicht dazu gekommen und mal hat mir einfach die Lust gefehlt. Ich glaub, ich muss einfach irgendwo ansetzen und beginnen - und so machen wir es jetzt auch ;)


Gleich zu Beginn: dieses Mal "wirklich letztes Mal": Bürokratiegänge
Also: Zunächst mal passsierte lang garnix. Dann kam ein blauer Brief. Da stand was Vewirrendes auf Slowenisch drauf. Hieß letztlich "Bitte kommen Sie zur Post und holen Sie da was ab, wir haben da was". Und WAS die hatten! Guckt mal! Das:

Was ist es? Was will es? Wer schreibt es? Übersetzt heißt es "Wir haben ihre Ausländerkarte. Kommen Sie und holen Sie sie. Liebe Grüße." Aber ganz ehrlich: Hätte ich nicht schon vorher gewusst, dass ich diese Art Brief & Information bekommen würde - ich hätte sicher Angst gehabt, dass es Probleme gibt oder so. Ich bekomme immer mehr Einblick darin, wie angsteinflößend Bürokratie in einem fremden Land, dessen Sprache du nicht (gut) verstehst, sein kann. Und ich glaube, dass ich zum ersten Mal auch wirklich leicht nachfühlen kann, wie es ImmigrantInnen geht. Sprache kann eine unheimliche Barriere sein. Zwischenmenschlich mag sie manchmal leicht abzubauen sein aber wenn ich für nixnullunwichtig solche Briefe bekomme und drei Leute fragen muss, um zu verstehen, was los ist.... ihr versteht, wo ich hinwill.


Ich hab es geschafft! Glaub ich zumindest! Ich hab nun endlich meinen Ausländerpass, mit dem ich herumlaufe (und den ich, wetten, niemals jemandem zeigen werde müssen). Mit einem neu ausgefüllten Zettel meiner Vermieterin ging's ein letztes Mal hin. Nun hab ich noch irgend nen Zettel ausgedruckt bekommen. Ein Zettel eben. Was weiß ich. Und das sollte es nun endgültig gewesen sein. Mein Glück war nur, dass ich das letzte Mal ein Buch mithatte, den ich hatte über sechzig Leute vor mir in der Warteschlange. Bin froh, dass wir nicht Hochsommer haben.

Ach und Nebeninformation - wenn ich schon Hochsommer sage - wir haben ständig 20° und das Wetter ist einfach SPITZE. Es regnet kaum, es wolkelt ein bisschen, und ich werde braun wie Schoko. Just so you know.


Andrej Kokot "Als ich Kind war"

Das Buch, das ich während der Wartezeit verschlang, war übrigens jenes in der Überschrift. Es ist die Erzählung eines Jungen, der von seinen Erlebnissen als slowenisch sprachige Familie in Kärnten während der NS Zeit berichtet. Seine Familie gehörte zu jenen, die deportiert wurden. Ich musste nach Slowenien - in ein Land, das mit der Geschichte der Kärntner Slowenen nur bedingt zu tun hat! - kommen, um zu begriffen, welch tiefe Verletzung in dieser Zeit auch der Minderheit der Kärntner Slowenen zugefügt wurde. Viel mehr möchte ich dazu eigentlich gar nicht sagen, nur den Buchtipp abgeben. Ich wette, es wird niemand von euch lesen, und das ist vielleicht genau der Grund, warum ich es anspreche/anschreibe.


Družinski zakon
In Slowenien gab es ein Volksbegehren zu Abänderung des Družinski Zakon (Familiengesetz), darüber wurde am letzten Sonntag abgestimmt. Darin ging es unter anderem darum, dass homosexuelle PartnerInnen die bereits existierenden (!) Kinder des Partners/der Partnerin adoptieren dürfen sollten. Ihr könnt auch vorstellen, dass es hier weniger um den konkreten Fall als mehr um eine Frage des Willens geht. Aber tatsächlich geht es wirklich nur um Kinder, die bereits vorher, irgendwie-heterosexuell gezeugt wurden, und die nun ein Elternteil haben, dessen PartnerIn auch gerne offiziell Mama/Papa wäre.

Nachdem sehr viel (positiver) Wind um dieses Gesetz gemacht wird, habe ich angenommen, dass es "durchgehen" würde. Aktivistisch wie ich nun mal bin, hab ich feste Mundwerbung gemacht und renne mit "pro" (auf slowenisch: "za")-Buttons herum. Denkste. Hat leider nichts genützt.

Die Frage nach dem Warum ist aber interessanter. Ich habe dann nachgeforscht und so einiges erfahren. Zum Beispiel, dass viele SlowenInnen auch wegen anderen Unterpunkten dagegen gestimmt hätten. So sollte auch ein Gesetz eingeführt werden, dass Eltern ihre Kinder nicht mehr schlagen dürften und dies strafrechtlich verfolgt werden dürfe, dass auch das Kind die Eltern anzeigen dürfe usw.
Als ich das hörte dachte ich (Ist das nicht LÄNGST Norm???? - und dachte an Menschenrechte, Kinderrechte, ..) - tja.

Und tatsächlich hat vielen das mehr Angst gemacht. Die sind also wählen gegangen, um weiterhin ihren Kindern ein paar Watschen austeilen zu dürfen. Slowenien beschreibe ich gerne als modern, jung und fähig, "groß" zu werden. Aber hier wurde ich wirklich von den Socken gehauen. Wo gibts denn noch sowas?!

Und als wir dann in größerer Runde darüber diskutieren, kam von Seiten zweier Kroatinnen gleich mal "Ja. Dann würden sie auch dagegen stimmen. Denn seien wir uns ehrlich: Welche komischen unfähigen Kinder entstehen schon aus gewaltfreien Elternhäusern?!?"

(Ich schrie kurz ICH!ICH!ICH!)

In manchen Staaten herrscht noch eine völlig andere Norm was Erziehung und Didaktik betrifft und ich hatte das wohl vergessen. Also wurde ich daran erinnert.


Šmarna Gora
war ein Ausflug, den ich mit der Erasmus-Organisation gemacht habe. Die stellen wirklich jede Woche ein Programm zusammen (das meist aus den selben Sachen besteht, also den fixen wöchentlichen Abenden z.B.) - und unter anderem sind auch Wandertrips o.ä. mit dabei. In diesem Fall ging es etwas außerhalb von Ljubljana, aber noch mit einem Stadtbus zu erreichen, auf einen kleinen Berg hinauf. Die Aussicht war phänomenal, die Sonne hat einem das Ganze wahnsinnig versüßt - und meinen ersten Sonnenstich zur Gewöhnung hatte ich dann auch gleich. Ich bin froh, dass ich dabei war - war der Wahnsinn und tat gut, sich mal wieder ordentlich auszupowern :)



Dort ist dann auch dieses Foto von mir entstanden, das Ondrej mit seiner .. ich hab den Namen vergessen ... 20 Jahre alten Kamera gemacht hat, die noch aus den Zeiten der UdSSR stammt.


Das Parlament
Ich war im slowenischen Parlament. Ich war echt interessiert daran, wie es aufgebaut ist, wie es aussieht usw. Tja, die Kurzfassung:
Ein großer Raum. Ein größerer Raum. Führung Ende.
TJA Leute - Slowenien ist klein! Genau so wars. Das ganze Spektakel dauerte keine 30 Minuten.

Am selben Tag war ich abends noch im Konzert im Cankarjev Dom.
Eine schöne Sache. Ich war viel zu lange nicht in einem klassischen Konzert und kann mich richtig glücklich schätzen, mit viel Klassik im Hintergrund aufgewachsen zu sein. Ein bisserl Beethoven hat mir wahrscheinlich auch besser getan als die gsunde Watschen.



die Sprache
gelingt mir besser und besser. Hochmut kommt aber vor dem Fall. Letztens lobte mich mein Mitbewohner und meinte, ich würde wirklich immer besser verstehen und reden und meinte dann zu mir, er gehe jetzt ins Bad, und ob ich vorher noch etwas daraus brauche. Ich, übermotiviert, gehe zu ihm ins Bad und sage "Ja, natürlich! Wir brauchen Toilettenpapier, und Seife, und .. wie heißt es.. WC..Ding?" und binde ihn also in ein Wörterbuchgespräch über WC-Steine ein, bis er mich unterbricht und sagt "Ja.. ähm. Aber ich gehe jetzt DUSCHEN. Gehst DU jetzt duschen?"
Bis ich überriss, was ich gerade tat... Kopfschüttel!!

Auch hat mich letzte Woche ein Kellner gefragt, ob ich aus Primorska (eine bestimmte Region Sloweniens) bin. Mein gerolltes Rrr verrät normalerweise ganz oft, dass ich nicht aus Slowenien stamme. Aber HAAAAAAAAAAAAAAAAAAAACH!!! Erfolgsmomente!

Und dann war da noch der nette Iraner, der mir eine Falafel gemacht hat und sich mit mir und einer Slowenin über meine Diplomarbeit unterhalten hat...

.. das gibt einfach ganz viel Zuversicht :-)


Zu allen Fragen, wie es so an der Uni läuft, möchte ich mich wie folgt spitz äußern:


(ich arbeite, damit ich studiere, damit ich mich nun prostituiere?!) so gefunden auf dem Klo einer Studentenorganisation.



Und zum Schluss noch ein derzeit beliebtes slowenisches Liedchen:
"Ne grem na kolena" (Ich geh nicht auf die Knie)




Lepo se imejte,


Tonja

3 Kommentare: